Die Illenau
Bau und Geschichte
Die Illenau hieß mit vollständigem Name bei ihrer Einweihung „Großherzoglich badische Heil- und Pflegeanstalt Illenau“. Sie wurde während der Regierungszeit von Großherzog Friedrich II geplant, gebaut und im Jahre 1842 eingeweiht. Gründungsdirektor dieser ersten psychiatrischen Anstalt war Dr. Christian Friedrich Roller. Auf ihn folgte Dr. Karl Hergt. Heinrich Schüle, Verfasser des bedeutenden Standartwerks „Klinische Psychiatrie“ modernisiert die Illenau grundlegend.
Mit Beginn des 1. Weltkriegs 1914 endeten jegliche Bauarbeiten an der Illenau. Mit Beginn der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde der medizinische Betrieb der Heil- und Pflegeanstalt zunehmen schwerer und endete mit der Schließung der Heil- und Pflegeanstalt im Dezember 1940 und der Deportation der letzten rund 260 Patienten nach Grafeneck, was deren gewaltsamen Tod durch Vergasung bedeutete.
In einem Teil der ehemaligen Klinik wurde vorübergehend eine Eliteschule für Mädchen und in einem anderen Teil eine Reichsschule für Volksdeutsche eingerichtet, in der unter anderem fünfzig polnische Mädchen zwangsgermanisiert werden sollten. Andere Teile der Illenau dienten
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde die gesamte Illenau bis 1990 von französischen Truppen als Kaserne genutzt. In dieser Zeit wurde auch die Illenauer Totenkapelle zunächst als Kirche „St. Christophe“ und später als Kirche „St. Gabriel“ genutzt.
Mit dem Abzug der französischen Soldaten im Jahre 1990 ende zunächst die Nutzung der gesamten Illenau; sie fiel in einen Dornröschenschlaf und verfiel zusehends.
Dank der intensiven Arbeit zahlreicher Acherner Bürger, darunter auch dem evangelischen Gemeindepfarrer Gerhard Lötsch, wurden schließlich Investoren gefunden, die das gesamte, schloßähnliche Enseble der ehemaligen Großherzoglich Badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau wieder zu neuem Leben erweckten.
Teile des Hauptgebäudes beinhalten heute das Rathaus der Stadt Achern, andere Teile beherbergen Ämter des Landratsamtes und wiederum andere Teile sind in Privatbesitz und werden als Wohnungen genutzt.
In der Großherzoglich Badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau war bereits in der Planungsphase an zentraler Stelle im Hauptgebäude eine Kirche vorgesehen. Die Anstaltskirche war von Beginn an für beide christliche Konfessionen als sogenannte Simultankirche errichtet. Am 11. Dezember 1842 wurde in der Kirche der Illenau der erste evangelische Gottesdienst von Anstaltspfarrer Ernst Friedrich Fink abgehalten. Dies war der erste evangelische Gottesdienst in Achern. Im Laufe der Zeit wuchs die evangelische Anstaltsgemeinde derart an, dass schließlich im Jahre 1892 in der bis dahin weitgehend katholischen Stadt Achern eine evangelische Stadtgemeinde entstand. Beide evangelischen Pfarrgemeinden existierten nebeneinander, bis die Illenau und alles was mit der Heil- und Pflegeanstalt in Zusammenhang stand, im Jahre 1940 geschlossen und aus den Registern gestrichen wurde.
Die Evangelische Anstaltsgemeinde in der Illenau ist als Keimzelle der evangelischen Stadtgemeinde anzusehen und wird dies auch immer bleiben.
Ein Besuch der „Illenau“ mit ihrer parkähnlichen Umgebung, dem Illenau-Bistro und Illenau-Museum ist immer einen Besuch wert.
Wegbeschreibung
Am Kreisverkehr beim Polizeirevier wird durch Hinweisschilder auf die Zufahrt zur Illenau hingewiesen. Auf dem Areal der Illenau gibt es ausreichend gebührenfreie Parkplatze für Pkws.
Der Illenauer Friedhof
Die Atmosphäre des Ortes wird durch seine parkartige Anlage bestimmt, deren verschlungene Wege Inseln bilden, die mit mächtigen Bäumen aus aller Welt bestanden sind. Die Grabinschriften sprechen von Lebensschicksalen zwischen St. Petersburg, Odessa, Bukarest, Paris und Zürich, die auf vielfältige Weise mit der international renommierten großherzoglich-badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau verbunden waren. So ist dieser Friedhof ein Spiegel der großen „Illenauer Familie“, zu der Patienten, Ärzte, Geistliche, Wärter, das weitere Personal und Angehörige zählten. Die betont schlichten Familiengräber der Direktoren erinnern eindrucksvoll an den Leitspruch der Illenau: „Liebe – Diene!“
Auf dem Friedhof gibt es zahlreiche Grabmäler, wie das der "Sophie". Um manche Grabmäler waren seit Jahrzehnten die wildesten und schaurigsten Geschichten im Volksmund bekannt und sind es teilweise noch heute. Von Spukgeschichten und nachts herumirrenden Geistern wird gemunkelt. Diese Geschichten waren Grundlage und Motivation zu einem Filmprojekt - das Video zum Illenauer Friedhof: http://www.tv-suedbaden.de/mediathek/video/verborgene-plaetzewaldfriedhof-in-illenau-bei-achern/
Tatsächlich ist der Illenauer Friedhof, der seit 1971 unter Denkmalschutz steht, ein Naherholungsgebiet mit zahlreichen, teils exotischen Pflanzen und Bäumen. Die Friedhofsanlage selbst wurde 1957 von der Stadt Achern übernommen. Der Illenauer Friedhof ist kein städtischer Friedhof. Gemäß dem Friedhofsstatut von 1858 dürfen auf ihm nur Menschen zu Grabe getragen werden, die in der großherzoglich badischen Heil- und Pflegeanstalt als Patienten oder Beschäftigte lebten, direkt mit dem Betrieb der Heil- und Pflegeanstalt zu tun hatten oder sich um die Heil- und Pflegeanstalt und ihren Erhalt verdient gemacht haben. So finden sich neben den Grabstätten einer Vielzahl von Patienten auch die Gräber von Ärzten.
Wir finden auf dem Illenauer Friedhof auch ein Grabfeld mit einem Gedenkstein für die Geistlichen, die in der Heil- und Pflegeanstalt wirkten.
Der verstorbene evangelische Stadtpfarrer unserer Kirchengemeinde, Gerhard Lötsch, hat auf dem Illenauer Friedhof ebenso seine letzte Ruhestätte gefunden, wie auch eine frühere Ärztin des Acherner Krankenhauses, Frau Dr. Neef. Sie fand ihre letzte Ruhestätte direkt neben der von Pfarrer Lötsch.
Wer später einmal Interesse am Besuch dieses wunderschönen Friedhofes hat, könnte seinen Spaziergang beim Hauptgebäude der Illenau beginnen und dem „Illenau Gedächtnisweg“ folgen, an dem Tafeln mit konzentrierten Information aufgestellt sind.
Wegbeschreibung Illenauer Friedhof
Auf der L86 von Achern nach Sasbachwalden liegt der Illenauer Friedhof wenige Meter nach dem Ortsschild links (nördlich) der Straße. Direkt vor dem Friedhofsportal ist kein Parkplatz für Pkw vorhanden. Unmittelbar nach dem Ortsschild weist ein Hinweisschild nach rechts auf einen Parkplatz, von dem es nur wenige Gehminuten zum Friedhof sind.